Mantas weinen nicht

Die Dämmerung ebnet der Stille den Raum. Man spürt die Einsamkeit darin und den Hauch von Einklang. Die Fischer in den Auslegerkanus, ein Leben lang mit der Ruhe vertraut, steuern zum Gefühl bei. Sie fahren jeden Abend hinaus. Später werden ihre Lampen zum Anlocken der Beute die Nacht beleuchten; sie scheinen dann wie ein Irrlicht am Firmament. Die untergehende Sonne lässt sich für Augenblicke zu einem grandiosen Schauspiel herab, zu dem die Inseln, die wie bewaldete Drachenrücken aus dem Wasser ragen, die Kulisse bilden. Batbitim liegt voraus, ein Eiland irgendwo im irgendwo westlich von Papua Neuguinea. Wenn Mantas weinen könnten, das Meer dort wäre voller Tränen.

erschienen in:
– unterwasser

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Der letzte Ankerplatz der Rubis

Folgt man der Küstenstraße von Monaco nach Südwesten, wird die Aussicht landeinwärts durch die Seealpen begrenzt – der Anblick ist überragend. Das Azurblau des Wassers, die roten Felsen bei l’Estérel und die Lavendelfelder vereinen sich zu einem stundenlangen Panorama – der Côte d‘Azur. Es gibt darin in Stein gehauene Dörfer aus einer anderen Zeit und die mondänen Kurorte mit den Reichen und Schönen entlang der Uferpromenade. Das Meer vor der Küste bewahrt bisher ein anderes Schauspiel: Es ist ein mystisches Erlebnis, zum letzten Ankerplatz der Rubis abzutauchen.

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– Silent World

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Stein-Zeit

Es ist, als reise man durch ein Bilderbuch. Teil der Handlung zu sein, lenkt mehr Aufmerksamkeit auf das Geschehen. Man guckt länger hin. Die Küste ist von malerischen Buchten mit Sandstränden gesäumt; dann steigt die Landschaft an und präsentiert ein überragendes Panorama. Die Naturkräfte formten vor allem an der Costa Smeralda im Nordosten und am Capo Caccia im Nordwesten gewaltige Klippen, bis zum Horizont reichende Felsformationen, die aus fast 200 Meter Höhe steil zur Brandung abfallen. Das Wasser ist indigoblau. Unterhalb der Oberfläche liegen Dutzende Höhlen verborgen, ein Highlight für Taucher mit genügend starken Lampen. In ihnen ist jeder ein Entdecker und ein Pionier.

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erschienen in:
– unterwasser

Hoffen auf die Hilfe der Götter

„Surga ada disini“, ruft Herdan – „das Paradies ist hier“, zeigt er voraus. Das Meer vor der Küste beherbergt ein Drittel aller Korallenriffe weltweit. Das Paradies ist groß, und es droht die Vertreibung daraus. Das Land leidet. Borneos Regenwald ist das Refugium seltener Spezies; vor allem die Orang Utans sind vom Aussterben bedroht. „Die Holzfäller kamen vor vierzig Jahren ins Land“, erzählt Singa Sinam, Häuptling eines Dorfes in Zentral-Kalimantan. „Die Flüsse waren sauber; es wimmelte von Fischen. „Dann begannen die Fremden, unsere Wälder abzuhacken und die Gewässer zu vergiften. Noch hoffen wir auf die Hilfe der Götter.“

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– Silent World

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Vor Dimakya

Wenn Dirk Fahrenbach den Außenborder aufdreht, schafft das Boot die Strecke nach Dimakya vielleicht rechtzeitig. Es lohne, sich Zeit für dieses Land zu nehmen, hatte er gesagt. Fest steht, dass wir zu langsam sind: Die Wolken holen auf und überschütten das Boot mit Regen. Das spült die Hitze vom Körper. Der Deutsche lebt seit 20 Jahren auf den Philippinen. Ein Schauer vor der Regenzeit sei kaum der Rede wert, sagt er, und danach eigentlich auch nicht. Sich Zeit für dieses Land zu nehmen, ist Fahrenbachs Lebensaufgabe. Jahrzehnte sprengten Fischer die Fanggründe mit Dynamit kaputt. Die Dugongs wurden fast ausgerottet.

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– Silent World
– WESER KURIER

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Die letzten Zeugen

Wie schlimm steht es? Jaenicke: „Es ist brutal. Der Film über die Arktis und die Eisbären ist geschnitten; er zeigt, wie eiskalt Großwildjäger die Tiere nach wie vor abschießen. Die Doku über Haie ist abgedreht. Wir waren zum Schluss in Spanien. In Vigo verarbeiten sie massenhaft Flossen, für die Chinesen. Das ist keine leichte Fernsehkost. Es gibt kein Tier, das so verkannt und so barbarisch ausgerottet wird wie der Hai! Und warum? Weil gewisse Religionen glauben, aus Haiflossen Suppe kochen zu müssen und es auch bei uns jede Menge Leute gibt, die Haisteaks und Schillerlocken für eine Delikatesse halten.“

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– Silent World

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Tauchgang in Thors Welt

Die Dämmerung hat Island wieder bis zum Morgen in diffuses Licht getaucht. Man konnte nachts aus dem Fenster die Schiffe sehen, die draußen in der Bucht ankerten. Die Sonne geht in der Zeit der Sommersonnenwende nie ganz unter – und wieder auf, bevor die Nacht vorbei ist. So früh in den Tag zu starten, bleibt Gewöhnungssache; daran ändert gespannte Erwartung nichts: Wir sind auf dem Weg von Reykjavík nach Thingvellir, landeinwärts. Die Unterwasserwelt am Rand des Tals dort zu erleben, soll alles Erlebte in den Schatten stellen: Im Höhlensystem der Silfra-Spalte gilt jeder als Entdecker.

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– Silent World

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Der Freitaucher

Andere lähmt die atemlose Stille. Christian Redl lebt intensiver in ihr für sechs bis sieben Minuten. Der Österreicher gilt als Exzentriker in der Szene. Neulich tauchte er in eine der Kalksteinhöhlen auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Draußen Gestrüpp und Mücken, drinnen eine Zeitlang klares Süßwasser – dann nichts als ein mystischer Nebel aus Schwefelsulfat. Redl schaffte die 60 Meter zum Grund. Apnoetaucher finden den Sinn des Lebens in Tiefen- und Streckenrekorden. Durchschnittsatmer, die Luc Bessons „Im Rausch der Tiefe“ sahen, haben ein Bild davon. Redl hängt an keinem Zugschlitten, wenn es abwärts geht.

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– Silent World

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Im Cockpit des Superfliegers

Ingo Meyerdierks ist jetzt 46. Als die Lehrer ihn früher fragten, was er denn mal werden wolle, gab er die typische Jungen-Antwort: „Pilot“. Er war 14 und hatte den Kopf in den Wolken. Der Himmel blieb das Tor zur Welt für ihn. Meyerdierks ist heute Chef der A380-Flotte von Lufthansa. Es ist ein Jahr her, seit das größte je gebaute Passagierflugzeug das erste Mal mit Passagieren vom Frankfurter Flughafen abhob. Das öffentliche Interesse war wegen der Ausmaße des Großraumjets gewaltig. Es hält bis heute an. Der Megaliner überragt mit mehr als 24 Metern Höhe das meiste Geschehen auf den internationalen Flughäfen.

erschienen in:
– WESER KURIER
– WELT am SONNTAG

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Ägypten – Quo Vadis?

Der Volksaufstand trieb 2010 die Touristen aus dem Land. Jetzt steht Ägypten wieder hoch im Kurs. Das Rote Meer: Hans Hass und Jacques Cousteau tauchten voran – Abertausende folgten. Das Städtchen Dahab auf der Halbinsel Sinai ist nach wie vor ein Wallfahrtsort. „Dieser Hype ums Blue Hole – unglaublich“, sagt Meeresbiologe Dr. Robert Hofrichter. An manchen Tagen zieht eine Karawane aus Hunderten Schnorchlern und Tauchern zu dem 110 Meter tiefen Loch. Das Naturphänomen, einen Steinwurf vom Strand entfernt, gilt als einer der gefährlichsten Tauchplätze der Welt; die Gedenktafeln an den Felsen erzählen die Dramen.

erschienen in:
– Silent World

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